Lerne in 15 Minuten alle Schritte der SAP Kostenträgerrechnung kennen.
Erhalte Antworten auf die Fragen:
- Was sind überhaupt Kostenträger?
- Aus welchen Bestandteilen besteht die Kostenträgerrechnung?
- Warum wird die SAP Kostenträgerrechnung eingesetzt?
- Wie ist der Zeitablauf?
- Welche Vorgänge verursachen Kosten? Welche Vorgänge wirken entlastend?
- Warum kommt es zu Kostenabweichungen?
- Welche Schritte werden im Periodenabschluss durchlaufen?
Die Kostenträger der SAP Kostenträgerrechnung
Während der Herstellung eines Produktes entstehen Kosten, um diese Kosten zu sammeln, werden Kostenträger verwendet. Es existieren verschieden Kostenträger im SAP System. Welche Kostenträger zum Einsatz kommen, hängt stets von den Anforderungen im Controlling ab.
Die nachfolgenden Kostenträger stehen Ihnen in der SAP Kostenträgerrechnung zur Verfügung:
- Kundenauftrag (genauer: Kundenauftragsposition)
- Fertigungsauftrag
- Prozessauftrag
- Produktkostensammler
- Projekt (PSP-Element)
Die SAP Kostenträgerrechnung auf einen Blick
Die SAP Kostenträgerrechnung umfasst die Vorkalkulation, mitlaufende Kalkulation und die Nachkalkulation. Die nachfolgenden Grafik zeigt die Komponenten der Kostenträgerrechnung in SAP ERP bzw. SAP S/4HANA.
Die SAP Kostenträgerrechnung wird eingesetzt, weil sie die Antworten auf folgende Fragen liefert:
- Wie hoch sind die Kosten im aktuellen Monat?
- Wie hoch sollten die Kosten sein, basierend auf dem, was produziert wird?
- Zeigen bestimmte Produktgruppen deutlich bessere finanzielle Ergebnisse als andere?
- Warum existieren Kostenabweichungen?
- Sollten fehlerhafte Produkte von der neuen Produktionslinie entfernt werden, da die Ausschussquote zu hoch ist?
- Hatten Verbesserungsmaßnahmen Auswirkungen auf die Kosten?
- Welchen Gewinn erzielt ein Kundenauftrag?
Zeitlicher Ablauf der SAP Kostenträgerrechnung
Die nachfolgende Abbildung zeigt die Kostenträgerrechnung in SAP im typischen Zeitablauf.
Plankalkulation
In produzierenden Unternehmen wird zu Beginn eines jeden Geschäftsjahres die Plankalkulation durchgeführt. Die Plankalkulation errechnet die Standardkosten zum Material. Durch diese Berechnung können die errechneten Standardkosten in den Materialstammsatz als Standardpreis geschrieben werden.
Vorkalkulation
Die Vorkalkulation wird gewöhnlich zur Ermittlung der Plankosten eines Kostenträgers bei der Anlage des Kostenträgers vorgenommen. Die Plankosten beziehen sich immer auf die Kosten eines bestimmtes Vorhabens in Verbindung der entsprechende Planmenge. Solange keine Istbuchungen vorhanden sind, kann die Vorkalkulation jederzeit erneut angestoßen werden. Beispielsweise wenn sich der Arbeitsplatz oder die Stückliste geändert hat.
Mitlaufende Kalkulation
Die mitlaufende Kalkulation ermöglicht jederzeit die Anzeige und Analyse der Istkosten der einzelnen Kostenträger. Die Voraussetzung ist, dass alle Kosten auch tatsächlich auf den Kostenträger kontiert wurden. Somit kann die Kostenanalyse vor Abschluss der Periode bzw. Kostenträgers erfolgen.
Das zugrundeliegende Customizing der verschiedenen Kalkulationen wird über die Kalkulationsvariante gesteuert.
Kostenverursachende Vorgänge die zu Istkosten führen sind:
- Warenentnahmen von Materialien
- Buchungen von Eingangsrechnungen durch die Finanzbuchhaltung
- Zeitenrückmeldung durch Produktionsvorgänge
- Innerbetriebliche Leistungsverrechnung (ILV)
- Umbuchungen
Entlastende Vorgänge lauten:
- Lieferung des produzierten Materials in das eigene Lager
- Der Kostenträger wird abgerechnet
Warum kann es zu Abweichungen in der SAP Kostenträgerrechnung kommen?
Da die Istbelastung gemäß Istmengen und Istwerten beziehungsweise Plantarifen vorgenommen werden und die Istbelastungen bei S-Preis (Standard Preis) gesteuerten Materialien anhand des aktuellen Standardpreises ermittelt wird, führen Be- und Entlastung von Istkosten eines Kostenträgers in aller Regel zu Abweichungen. Diese Abweichungen werden im Rahmen des Periodenabschlusses, genauer gesagt in der Nachkalkulation, berechnet und verbucht.
Die vier Schritte der Nachkalkulation in der SAP Kostenträgerrechnung
Die Nachkalkulation eines Kostenträgers wird innerhalb des Periodenabschlusses durchgeführt. Es werden sowohl nach der Fertigung angefallene Istkosten verrechnet als auch Sollkosten ermittelt, um eine Kostenanalyse durchführen zu können.
Die wesentlichen Schritte der Nachkalkulation sind:
- Verrechnung von Periodenkosten
- Ermittlung von Ware in Arbeit (WIP)
- Ermittlung von Abweichungen
- Abrechnung der Kostenträger
Zu 1: Verrechnung von Periodenkosten
- Umlage der Gemeinkosten in der Kostenstellenrechnung gemäß dem Betriebsabrechnungsbogen, auch BAB genannt.
- Die Template-Verrechnung als Methode der Gemeinkostenverrechnung ermittelt die tatsächlich in Anspruch genommenen Mengen eines Kostenobjekts und verrechnet abhängig von diesen die auf den Kostenstellen verbliebenen Gemeinkosten zum größten Teil verursachungsgerecht.
- Nachbewertung von Leistungsarten und Prozessen zu Isttarifen. Die Belastung von Kostenträgern erfolgt in einem ersten Schritt anhand von Plantarifen einer Leistungsart oder ggf. eines Prozesses. Nach Periodenabschluss können diese Leistungsarten in Abhängigkeit von den tatsächlich angefallenen Kosten mit Isttarifen bewertet werden. Dieses Delta zwischen Isttarifen und Plantarifen wird den Kostenträgern nachbelastet.
- Die Zuschlagsberechnung kann entweder während der Buchungen in der mitlaufenden Kalkulation oder im Nachhinein im Zuge der Nachkalkulation durchgeführt werden. Bei dieser Vorgehensweise werden Gemeinkostenzuschläge in Abhängigkeit von der Menge oder auf Basis von Prozentwerten den Vorgängen zugerechnet.
Zu 2: Ermittlung von Ware in Arbeit (WIP)
Die Ware in Arbeit (WIP) sind Artikel, die weder Rohstoffe nach Halb- oder Fertigerzeugnisse sind. Sie befinden sich noch in der Produktion und sind somit unfertig. Durch die WIP-Ermittlung wird der Wert dieses unfertigen Erzeugnisses auf Basis der schon entstandenen Aufwände bestimmt. Dieser Wert kann auch in der Finanzbuchhaltung entsprechend als Bestand an unfertigen Erzeugnissen aktiviert und in der Gewinn und Verlustrechnung (GuV) als Bestandserhöhung verbucht werden. Dementsprechend sollten Sie die WIP-Ermittlung nur im Sinne des Gemeinkostenverfahrens anwenden.
Die WIP-Ermittlung im Kundenauftragscontrolling wird mit der sogenannten Ergebnisermittlung durchgeführt. Für die Periodenabgrenzung bei der langfristigen Auftragsfertigung im Rahmen der Kundeneinzelfertigung kann die Ergebnisermittlung auch die angefallenen Kosten sowie die Umsätze ermitteln.
In Bezug auf das auftragsbezogene Produkt-Controllings kann es allerdings auch dazu kommen, dass Halb- und Fertigfabrikate schon an das Lager geliefert wurden, ohne das bereits alle entsprechenden Waren und Leistungsaufwände verbucht wurden. An dieser Stelle kann die WIP-Ermittlung die Entsprechenden Rückstellungen berechnen und in die Finanzbuchhaltung verbuchen.
Die Berechnung des WIPs kann auf Basis von Ist- oder Sollkosten durchgeführt werden. Beide Varianten ermitteln die Differenz der bisher angefallenen Be- und Entlastungen eines Kostenträgers. Dieses Delta stellt den WIP-Wert dar. Wird der Kostenträger abgeschlossen und die Ware als Halb- oder Fertigfabrikat an das Lager übergeben, wird der WIP aufgelöst, dies heißt auf den Wert 0 reduziert.
Zu 3: Ermittlung von Abweichungen
Die Abweichungsermittlung kann folgende Informationen zu Verfügung stellen:
- Abweichung zwischen Soll- und Kontrollkosten
- Gesamtabweichung (Differenz aus Belastung und Entlastung)
- Bewertung ungeplanter Ausschussmengen
- Produktions- und Dispositionsabweichungen, untergliedert in Abweichungskategorien
Die Abweichungsermittlung erfüllt innerhalb der SAP Kostenträgerrechnung einen großen Beitrag zu möglichen Analysen und Reports. Dies tut sie, indem sie die diversen Berechnungen (Ist, Plan, Soll) vergleicht und insbesondere Analyseergebnisse über die Abweichungskategorien zur Verfügung stellt. Die Abweichungskategorien können nach Einsatzseite und Verrechnungsseite unterteilt werden.
Die Kategorien der Einsatzseite in der SAP Kostenträgerrechnung lauten:
- Einsatzpreisabweichung
- Strukturabweichung
- Einsatzmengenabweichung
- Einsatzrestabweichung
Die Kategorien der Verrechnungsseite sind:
- Mischpreisabweichung
- Verrechnungspreisabweichung
- Losgrößenabweichung
- Restabweichung
Zu 4: Abrechnung der SAP Kostenträger
Nach der Ermittlung der Abweichungen auf den Kostenträgern kann im Anschluss die Abrechnung von WIP und Abweichung erfolgen. Dies heißt, dass erst durch die Abrechnung, beispielsweise des Produktionsauftrags, die tatsächlich Buchung in die Buchhaltung oder in die Markt- und Ergebnisrechnung (CO-PA) erfolgt.
Folglich ermöglicht die Abrechnung der SAP Kostenträgerrechnung den Wertfluss an die Finanzbuchhaltung und auch die Überleitung in die Ergebnis- und Marktsegmentrechnung (CO-PA).
Es ist wichtig zu betonen, dass die Kostenträgerrechnung kein starres Konzept ist, sondern sich an die spezifischen Anforderungen und Gegebenheiten eines Unternehmens anpassen lässt. Unternehmen sollten daher ihre Kostenträgerrechnung sorgfältig planen und anpassen, um sicherzustellen, dass sie ihren individuellen Bedürfnissen gerecht wird.
Ich hoffe, dass dieser Beitrag dazu beigetragen hat, Ihr Verständnis für die SAP Kostenträgerrechnung zu vertiefen und Ihnen dabei geholfen hat, ihre Bedeutung und Anwendungsmöglichkeiten besser zu erfassen.
Falls Sie eine Liste der relevantesten Transaktionen der SAP Kostenträgerrechnung benötigen, können Sie diese gerne im Artikel Die wichtigsten SAP Transaktionen in der Kostenträgerrechnung (SAP ERP bzw. SAP S/4HANA einsehen.
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