Die SAP Kalkulationsvariante von A bis Z

Was ist die SAP Kalkulationsvariante und wofür wird sie im SAP System verwendet?

Die SAP Kalkulationsvariante ist der Dreh- und Angelpunkt, die alle relevanten Einstellungen zur Kalkulation von Produktkosten im SAP System umfasst.

Die Kalkulationsvariante in SAP besteht aus vielen einzelnen Elementen, die zum Beispiel steuern, mit welchem Preis Rohstoffe in ein Fabrikat einfließen oder ob ein errechneter Preis dem intern verwendeten Wertansatz oder dem nach gesetzlichen Vorgaben ermittelten Wert entspricht.

Zudem wird auch die Funktion des Kalkulationsvorgangs selbst gesteuert, indem etwa die einzelne Systemmeldungen definiert werden kann, ob diese als Fehlermeldung oder lediglich als Information zu werten sind.

Die Kalkulationsvariante im SAP System kann im Customizing wie in einem Baukastensystem eingerichtet werden. Zu Beginn werden die Bestandteile, wie etwa die Kalkulationsart, die Bewertungsvariante oder die Fehlsteuerung eingerichtet. Beim Aufbau der Kalkulationsvariante selbst werden dann die unterschiedlichen Bausteine selektiert. Dies geschieht auf den unterschiedlichen Registerkarten der SAP Kalkulationsvariante, die wir Ihnen in diesem Artikel erklären werden.

Im Customizing (Transaktion: SPRO) finden Sie die Einstellungsmöglichkeiten der Kalkulationsvariante unter dem Menüpfad:
Controlling -> Produktkosten-Controlling –> Produktkostenplanung –> Materialkalkulation mit Mengengerüst –> Kalkulationsvarianten definieren

Darüber hinaus können Sie den Pfad zur SAP Kalkulationsvariante auch dem nachfolgenden Bild entnehmen. Alternativ können Sie auch die Transaktion OKKN verwenden.

Wofür dient die Kalkulationsart der Kalkulationsvariante im SAP System?

Die Kalkulationsart befindet sich in der Registerkarte „Steuerung“ und bestimmt den Zweck der Kalkulation, zum Beispiel, ob es sich um eine Musterkalkulation, Materialkalkulation oder eine Kalkulation im Rahmen der legalen Bewertung zum Jahresabschluss handelt.

Die Fortschreibung der Kalkulationsart in Bezug zur Kalkulationsvariante im SAP System

Die Kalkulationsart bestimmt, ob und welches Preisfeld im Materialstamm eines kalkulierten Produktes fortgeschrieben werden soll. Diese Informationen werden auf der Registerkarte Fortschreibung festgehalten (siehe nachfolgende Abbildung).

Die Entscheidung, welches Preisfeld im Materialstamm fortgeschrieben werden soll, hängt davon ab, wofür die SAP Kalkulationsvariante verwendet werden soll, in der die Kalkulationsart zum Einsatz kommt.

Die nachfolgende Tabelle gibt Ihnen ein Überblick der Möglichkeiten für die Verwendung der Kalkulationsart in der Kalkulationsvariante:

Kalkulationsartfortgeschriebener Preis
PlankalkulationStandardpreis
Inventurkalkulationsteuerrechtlicher Preis
Inventurkalkulationhandelsrechtlicher Preis
aktuelle Kalkulation/ Sollkalkulationsonstige Preise
sonstige Kalkulationkeine Fortschreibung
Möglichkeiten der Preisfortschreibung in der Kalkulationsart

Die Verbuchung der Kalkulationsart in der Kalkulationsvariante in SAP

Der Zeitpunkt der Preisfortschreibung, also hier Verbuchung genannt, kann entweder für Kalkulationen mit Mengengerüst oder gesondert für additive Kosten festgelegt werden. Zur Auswahl steht eine Verbuchung mit Periodenbeginn, zu einem wählbaren Stichtag oder auch ohne Datum.

Für eine Plankalkulation, deren Ergebnisse als Standardpreise in den Materialstämmen fortgeschrieben werden sollen, muss immer die Option mit Periodenbeginn gewählt werden.

Registerkarte „Sonstiges“ der Kalkulationsart in der Kalkulationsvariante in SAP

Das SAP System bietet auf der Registerkarte Sonstiges die Möglichkeit, die jeweils relevanten Kostenanteile bei der Bezuschlagung von Gemeinkosten zu definieren. Ein Anwendungsbeispiel kann beispielsweise sein, dass je nach gewählter Rechnungslegung einzelne Kostenbestandteile einbezogen werden oder auch nicht. Um dies im System abzubilden, wird im Abschnitt Kostenanteil für die Gemeinkostenbezuschlagung eine sogenannte Elementesicht als Zuschlagsbasis hinterlegt.

Partnerschichtung bzw. Partnerversion der SAP Kalkulationsvariante

Um die Wertschöpfungsanteile der an der Fertigung beteiligten Organisationseinheiten darzustellen können Sie die Partnerschichtung in Bezug zur SAP Kalkulationsvariante verwenden. Partnerschichtungen sind Unternehmenseinheiten, die Teil der Wertschöpfungskette sind. Sie können einen Partner auf multidimensionaler Basis aus Organisationseinheiten wie Werk, Buchungskreis, Profitcenter und Geschäftsbereich definieren. Wobei der Geschäftsbereich ein Auslaufmodell ist und nicht mehr in SAP S/4HANA verwendet werden sollte.

Welchen Einfluss hat die Bewertungsvariante in der SAP Kalkulationsvariante?

Die Bewertungsvariante legt die Preise, anhand derer die verschiedenen Bestandteile bewertet werden, wie folgt fest:

  • Beim Bewerten von zugekauften Materialien, Baugruppenmaterialien ohne gültige Stückliste (STL) und ohne gültigen Arbeitsplan oder beim Anlegen von Kalkulationen ohne Mengengerüst übernimmt die Bewertungsvariante den Preis entweder aus dem Materialstammsatz oder aus den Einkaufsdaten.
  • Beim Bewerten von Leistungsarten und Prozessen übernimmt die Bewertungsvariante den Preis aus der Kostenstellenrechnung oder der Prozesskostenrechnung. Sie geben ein, ob eine Planversion oder die Istversion für die Ermittlung des Preises in der Bewertungsvariante verwendet wird.
  • Beim Bewerten von Fremdleistungen übernimmt die Bewertungsvariante den Preis entweder aus den Einkaufsinformationen oder aus dem Arbeitsplan. Der Arbeitsplan steht nur bei der Kalkulation mit Mengengerüst zur Verfügung.

Welche Möglichkeiten bietet die Terminsteuerung in der SAP Kalkulationsvariante?

Die Terminsteuerung (der SAP Kalkulationsvariante) beeinflusst, welche Termine bei der Kalkulation angeboten werden und ob es erlaubt ist sie abzuändern. Um Abweichungen in der Kostenträgerrechnung mit Bezug auf die Kalkulation zu berechnen, müssen Sie gewährleisten, dass die Kalkulation in den Perioden gültig ist, für die Abweichungen berechnet werden sollen.

Vergleichbarer betriebswirtschaftlicher Prozess: Um Ausschuss oder Ware in Arbeit (WIP) mit den Ergebnissen der Plankalkulation zu bewerten, gilt es sicherstellen, dass die Kalkulation in den Perioden gültig ist, für die die Abweichungen oder auch WPP berechnet werden sollen.

Die Verwendung der Auflösungssteuerung in Bezug zur SAP Kalkulationsvariante

Die Auflösungssteuerung wird in der Kalkulation mit Mengengerüst verwendet, um werksabhängig festzulegen, wie das System nach gültigen Stücklistenalternativen und Arbeitsplanalternativen sucht, um ein Mengengerüst für Strukturstücklisten anzulegen.

  • Bei Losfertigung: Stücklisten und Arbeitspläne.
  • Bei Serienfertigung: Stücklisten und Linienpläne.
  • Bei Prozessfertigung: Planungsrezepte.

Die Option der Übernahmesteuerung in der SAP Kalkulationsvariante

Mit dieser Option definieren Sie, welcher Teil einer Kalkulation übernommen werden soll. Genauer gesagt soll so verhindert werden, dass das SAP System eine neue Kalkulation für ein Material anlegt, wenn bereits Kalkulationsdaten vorhanden sind. Stattdessen werden die vorhandenen Kalkulationsdaten einfach in die neue Kalkulation übernommen. Dies verbessert die Performance des SAP Systems.

Welche Funktion hat die Referenzvariante und wann wird sie in Bezug zur SAP Kalkulationsvariante verwendet?

Mit Referenzvarianten können Sie Materialkalkulationen oder Kalkulationsläufe auf Basis
desselben Mengengerüsts anlegen, um zuverlässige Vergleiche durchzuführen.

Bei diesen Themen könnte die Referenzvarianten für Sie nützlich sein:

  • Wenn Sie eine Plankalkulation anlegen und diese als Vorlage für eine Inventurkalkulation
    verwenden. Mit einer Referenzvariante kann das System bei der Ermittlung der
    Inventurkalkulation das Mengengerüst der Plankalkulation verwenden, ohne dass das
    Mengengerüst neu ermittelt werden muss. In der Referenzkalkulation legen Sie fest, dass
    die Gemeinkosten für die Inventurkalkulation dennoch auf andere Weise ermittelt werden
    sollen.
  • Wenn Sie die Funktionen der parallelen Bewertung in der Konzernkalkulation verwenden
    und einen Kalkulationslauf in der legalen Bewertungssicht ausführen. (Im Customizing des
    Unternehmenscontrollings haben Sie im Währungs- und Bewertungsprofil definiert, dass
    die legale Bewertungssicht die operative Sicht und damit die führende Sicht für die
    Kalkulation ist.) Sie verwenden den Kalkulationslauf als Vorlage, um Kalkulationsläufe, die
    auf demselben Mengengerüst basieren, für die beiden anderen Bewertungssichten
    durchzuführen. Dies verbessert die Performance und stellt Ihnen Kalkulationen zur
    Verfügung, die sich nur in den Bewertungen unterscheiden.

Die Registerkarte „Mengengerüst“ in der SAP Kalkulationsvariante

Auf der Registerkarte Mengengerüst können Sie die folgenden Punkte verwalten:

  • Wie mit der Kalkulationslosgröße umgegangen wird.
  • Ob Kalkulationen ohne Mengengerüst berücksichtigt werden.
  • Ob die Übernahmesteuerung beim Aufruf der Kalkulation geändert werden kann.
  • Ob eine aktive Plankalkulation übernommen werden kann, wenn die Kalkulation für ein Material fehlerhaft ist.

Die Registerkarte „Additive Kosten“ in der SAP Kalkulationsvariante

Auf der Registerkarte Additive Kosten können Sie Folgendes festlegen:

  • Ob Sie die Kostenelemente übernehmen können, die in Form einer additiven Kalkulation erfasst wurden.
  • Ob die additiven Kosten für Materialien mit den Sonderbeschaffungsarten Umlagerung oder Produktion in einem anderen Werk berücksichtigt werden.

Die Registerkarte „Verbuchung“ in der SAP Kalkulationsvariante

Auf der Registerkarte Verbuchung legen Sie Folgendes fest:

  • Ob die Kalkulationsergebnisse gespeichert werden können und welche Werte fortgeschrieben werden.
  • Die Kostenschichtung wird immer fortgeschrieben. Sie müssen angeben, ob die folgenden Werte ebenfalls aktualisiert werden:
    – Einzelnachweis
    – Protokoll
  • Ob der Benutzer die Fortschreibungsparameter und die Parameter für die Übernahmesteuerung ändern kann.
  • Welche Referenzvariante Sie für die Konzernkalkulation verwenden möchten.

Die Registerkarte „Zuordnung“ in der SAP Kalkulationsvariante

Auf der Registerkarte Zuordnungen definieren Sie folgendes:

  • Welches Elementeschema für die Kalkulation verwendet wird.
  • Welche Kalkulationsversion verwendet wird.
  • Ob die Kostenschichtung zusätzlich zur Buchungskreiswährung in Kostenrechnungskreiswährung gesichert werden kann.
  • Ob Sie mit dieser SAP Kalkulationsvariante buchungskreisübergreifend kalkulieren können.

Die Registerkarte „Sonstiges“ in der SAP Kalkulation

Auf der Registerkarte Sonstiges legen Sie fest, ob ein Protokoll zum Sammeln der Systemmeldungen erstellt wird.

Nachfolgende Meldungen können in selektiert werden:

  • Meldungen Online
    Die Meldungen werden in der Statusleiste einzeln ausgegeben. In der Kalkulation ist die Funktion Protokoll nicht verfügbar.
  • Meldungen im Protokoll sammeln und speichern, Mail inaktiv
    Die Meldungen werden in einem Protokoll gesammelt. Das Protokoll kann gespeichert werden. Die Meldungen können nicht versendet werden.
  • Meldungen sammeln, speichern, Mail aktiv
    Die Meldungen werden in einem Protokoll vermerkt. Das Protokoll kann gesichert werden. Die Meldungen können an die Person versendet werden, die für die Behebung des Fehlers verantwortlich ist.
  • Meldungen im Protokoll sammeln, nicht speichern, Mail inaktiv
    Die Meldungen werden in einem Protokoll gesammelt. Das Protokoll kann Online bearbeitet, jedoch nicht gesichert werden.

Wie Sie durch diese vielen Einstellungsmöglichkeiten erkennen, ist die SAP Kalkulationsvariante quasi der Maschinenraum, um die Kalkulation zu steuern.

Zum Beispiel für die Ermittlung der Herstellkosten eines Produktes (oft auch Standardkalkulation genannt).

Ein anderes Beispiel ist die Plankalkulation, Vorkalkulation oder auch Mitlaufende Kalkulation, die wir im Rahmen der Kostenträgerrechnung näher erläutern, siehe Artikel: Alle Schritte der SAP Kostenträgerrechnung.

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